Du lernst hier, wie ein aktiver Sauerteig die Basis für aromatisches, locker aufgegangenes Brot schafft. Der Text zeigt dir einen Alltagplan: abendliche Aktivierung, morgendliche Teigführung und eine kalte Gare über die Nacht.
Die Anleitung umfasst drei praxiserprobte Versionen: ein 24-Stunden-Alltagsbrot, ein Weizenmischbrot und eine Roggenkruste. Du erfährst, warum der gusseiserne Topf stabile Hitze liefert und wie der Kühlschrank die Reife kontrolliert.
Praktisch: kurze Handgriffe über den Tag, mehrere Dehn‑ und Faltzyklen und lange Ruhephasen im Hintergrund. So planst du realistisch und vermeidest Übergare.
Am Ende hast du eine klare Schritt‑für‑Schritt-Orientierung und die Kontrolle über Krume, Porung und Geschmack. Damit backst du verlässlich gutes Brot und entwickelst Routine für künftige Variationen.
Lievito Madre verstehen: Basis, Auffrischung und Teigführung im Alltag
Grundlegendes Wissen über Aktivierung, Mehlwahl und Tagesablauf macht das Backen planbar. Du lernst einfache Mischverhältnisse, Pflege im Kühlschrank und kurze Arbeitsschritte, die sich gut in den Alltag einfügen.

Aktivieren und Auffrischen
Für volle Aktivität mischst du z. B. 30 g Lievito Madre, 40 g Wasser und 80 g Mehl und knetest eine glatte Kugel. Alternativ funktioniert 50/50/100 g. Abgedeckt über Nacht reift der Ansatz bis zur Verdopplung.
Bewahre den Ansatz im Kühlschrank und frische ihn regelmäßig auf. Vor dem Backen stellst du ihn 1–2 Stunden bei etwa 28 °C warm, damit der Teig später lebhaft arbeitet.
Mehltypen und Wasseraufnahme
Weizenmehl Type 550 gibt elastische Teige, 1050 schenkt mehr Aroma. Roggen 1150 und Vollkorn binden stärker Wasser und brauchen meist etwas mehr Hydration. Dinkel 630 ist zarter und reagiert gut auf schonendes Dehnen und Falten.
Zeitmanagement im Alltag
Autolyse 30–60 Minuten stärkt den Kleber. Danach mischst du Salz und aktiven Starter ein. Führe kurze Faltintervalle (je 1–2 Minuten) während der Stockgare durch.
Eine anschließende kalte Gare im Kühlschrank über Nacht macht Abläufe vorhersehbar und verteilt Arbeit über mehrere Tage.
- Praktisch: Nutze die Schüssel als Station: Kanten lösen, anfeuchten, hochziehen und falten.
- Gib Wasser schrittweise zu, bis der Teig geschmeidig wirkt.
Rezepte mit Lievito Madre
Diese drei Rezepte führen dich von der abendlichen Auffrischung bis zum heißen Topf im Ofen. Kurze Abläufe und klare Zeiten machen das Backen überschaubar.

Alltagsbrot: 24‑Stunden‑Plan
Abends: 30 g lievito madre, 40 g wasser, 80 g Mehl zu einer Kugel kneten und über Nacht verdoppeln lassen.
Morgens: Hauptteig aus 320 g weizenmehl (550/1050), 80 g Vollkorn, 270 g wasser, 12 g salz und 150 g aktivem Starter. Autolyse 30–60 Min, dann Salz und Starter einkneten.
2–4x in der schüssel dehnen und falten über 2 Stunden. Formen, in den Gärkorb und über nacht kalt reifen. Backen im gusseisernen Topf: 220 °C, 35 Min mit Deckel, 5 Min ohne. Klopftest auf hohlen Klang.
Weizenmischbrot
120 g aktiver Starter, 330 g weizenmehl 550, 100 g Roggen, 300 g wasser (~30 °C), 11 g salz. Kneten 5 Min langsam, 6–8 Min schnell.
Stockgare 2,5 h bei 28 °C mit 3 Faltzyklen, 1 h Ruhe. Formen, 12 h kalte Gare im Kühlschrank. Backprofil: Bräter 250 °C vorheizen, 10 Min anbacken, auf 220 °C weiterbacken 35 Min, 5–10 Min bräunen.
Roggenkruste
Kräftige Mischung aus Roggen 1150, Roggen Vollkorn und Dinkel 630 plus Quark und Bier ergibt eine saftige Krume.
Praxistipp: Löse den Starter in Wasser und Bier, passe das zusätzliche Wasser an die Mehlaufnahme an.
- Zutaten & Plan: klare Mengen und Zeiten erleichtern das Vorgehen.
- Flexibilität: Backen am selben Tag oder geformt über nacht kalt führen.
Technik, die wirkt: Dehnen und Falten, Formen, kalte Gare
Gezielte Handgriffe geben deinem teig Struktur und entscheiden über Krume und Ofentrieb. Kleine, regelmäßige Eingriffe ersetzen grobes Kneten und schonen den sauerteig.

Dehnen und Falten richtig anwenden
Feuchte Hände, den teig in der schüssel an einer Seite lösen, hochziehen und über die Mitte schlagen. Schüssel um 90° drehen und wiederholen.
Praxis: drei Faltzyklen im 30‑Minuten‑Abstand, dann 60 Minuten Ruhe sind für weizenlastige Brote ideal.
Formen und Gärkörbchen — sauber und kontrolliert
Rundwirken für Topf, langwirken für Bräter. Bemehle das Bäckerleinen gut, damit der teig nicht klebt.
Wähle den Schluss bewusst: Schluss oben erlaubt natürlichen Aufriss, Schluss unten braucht Einschnitte. Vermeide Übergare durch kalte Gare (3–12 zeit-Stunden) und eine temperaturgeführte Stockgare (~28 °C).
- Mehr Falten = offeneres Korn und stabileres Glutengerüst.
- Weniger Falten = dichtere Krume, gut für belegte Brote.
- Kurze Knetphase auf niedriger stufe plus regelmäßiges Falten liefert Balance ohne Überarbeitung.
Backen wie im Bäckerofen: Topf, Bräter und Ofeneinstellungen
Für ein Profi-Ergebnis sorgt die richtige Kombination aus heißem Topf, klaren Grad-Vorgaben und kurzen, gezielten Minuten im Ofen.
Ofen und Topf vorheizen, Deckel‑Phasen und Handling
Heize deinen gusseisernen Topf samt Deckel mindestens 1 Stunden auf 250°C vor. Das liefert kräftigen Ofentrieb und eine gleichmäßige Kruste.
Stürze den Laib auf Backpapier, setze einen tiefen Hauptschnitt und hebe das Backpapier zum Einsatz in den heißen Topf. Schließe den Deckel für die erste Phase, damit Feuchtigkeit bleibt.
Profil-Beispiele: Weizenmischbrot: 10 Minuten bei 250°C anbacken, kurz öffnen, auf 220°C zurückschalten und weitere 35 Minuten. Dann Deckel abnehmen und 5–10 Minuten bräunen.

- Alltagsbrot: sofort auf 220°C, 35 Minuten mit Deckel, 5 Minuten ohne.
- Roggenkruste im Topf: 60 Minuten mit Deckel, 5 Minuten ohne; im Ofenmeister kalt einschieben ≈ 70 Minuten.
- Nutze Backpapier als sichere Transporthilfe und für sauberes Heben.
| Brottyp | Vorheizen | Erste Phase | Endphase |
|---|---|---|---|
| Weizenmischbrot | Topf 250°C, 1 Stunden | 10 Minuten @250°C (anbacken) | 35 Minuten @220°C + 5–10 Minuten ohne Deckel |
| Alltagsbrot | Topf 250°C, 1 Stunden | sofort @220°C, 35 Minuten mit Deckel | 5 Minuten ohne Deckel |
| Roggenkruste | Topf/Bräter 250°C, 1 Stunden | 60 Minuten mit Deckel (Topf) | 5 Minuten ohne Deckel / Ofenmeister ≈70 Minuten gesamt |
Prüfe den Gargrad: Hebe das Brot leicht an und klopfe die Unterseite an. Ein hohler Klang zeigt, dass das Brot durchgebacken ist.
Fazit
Mit klaren Abläufen und kleinen technischen Kniffen gelingt dein Teig konstant. Die Kombination aus aktiver Lievito Madre, Autolyse, mehrfachen Faltzyklen und einer kalten Gare im Kühlschrank schafft reproduzierbare Ergebnisse.
Du hast nun einfache Blaupausen für Alltagsbrot, ein Weizenmisch‑Brot und eine kräftige Roggenkruste. Stimme Wasser, Mehl und Salz an und arbeite in der richtigen Stufe der Maschine.
Plane Abend‑Auffrischung, Formung am Tag und Ruhe über die Nacht. Nutze Bäckerleinen, Gärkorb und Topf/Bräter, und dokumentiere Tage, Stunden und Temperaturen.
Für weiterführende Details und Hintergrund zur Führung deines Starters findest du praktische Hinweise auf einer Anleitung zum Starter und ergänzende Tipps zum Sauerteig‑Backen.